Bei der Restaurierung von Kunstobjekten kann jede Menge schief laufen. Im Umgang mit stark gealterten Materialien und verschiedenen künstlerischen Techniken gehen Theorie und Praxis oft weit auseinander. Um nichts zu riskieren und unerwünschten Effekten vorzubeugen, erstellten wir für ein zu restaurierendes Gemälde Testobjekte her. Das Ziel ist dabei, einen kunstvollen Schriftzug auf der Rückseite eines Ölportraits aus dem 19. Jh. zu erhalten. Dabei sollten während der Bearbeitung keine gelösten Stoffe durch das Craquelé der Malschicht ziehen und hässliche dunkle Flecken auf der beschrifteten Rückseite der Leinwand verursachen. Diese Gefahr besteht beim Festigen der Malschicht, bei der Firnisabnahme und nicht zuletzt beim Auftrag eines neuen Firnisses ganz zum Schluss.
Dafür stellten wir einen Bildaufbau auf einer Leinwand her, mit der zur Auftragsweise des Firnisses sowie zu Schutzmaßnahmen für die Leinwandrückseite experimentiert werden soll. Bei diesem sogenannten "Dummie" bearbeiteten wir die Malschicht so, dass ein künstliches Craquelé entstand, das das durch Alterung und Leiwandbewegungen entstandene Craquelé des Originalgemäldes imitieren soll. Dafür
gingen wir entsprechend dem originalen Bildaufbau vor (Vorleimung, Grundierung, mehrere Farbschichten), nutzten allerdings statt der sehr langsam trocknenden Ölfarbe eine dicke Schicht Gouache, die wir trocken föhnten und dann die so bemalte Leinwand einige Tage vor der Heizung stehen ließen. Eigentlich genau, wie man es NICHT machen sollte... Aber die negativen Effekte waren in diesem Fall ja erwünscht!
Die Goauchefarbe übermalten wir schließlich mit verdünnter schwarzer Acrylfarbe, die das dunkle Gesamtbild des Originals imitieren und die stark saugende Gouacheschicht etwas isolieren sollte. Da die Malschicht am Ende doch nicht genug Risse gebildet hatte, nahmen wir die Leinwand vom Rahmen ab und zerknüllten sie. Dadurch erhielten wir zwar kein Craquelé im eigentlichen Sinne, aber die Farbschicht wurde genauso durchlässig, wie das von vielen Craquelérissen durchzogene Gemälde. Damit hoffen wir, für unsere kommenden Versuche halbwegs vergleichbare Bedingungen geschaffen zu haben.
Für die geplante Versuchsreihe teilten wir die große Leinwand in sechs Stücke und spannten jedes auf einen kleinen Holzrahmen auf, um sozusagen sechs kleine Versuchsgemälde zur Verfügung zu haben.
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